Viel zu oft zeigt sich, dass Verkehrsunternehmen durch undurchsichtige
Tarifzonen, die Atomisierung einzelner Studierendenschaften in den
Verhandlungen, intransparente Verkehrsbefragungen und den zeitlichen Umfang von
Ticketverhandlungen Machthierarchien ausnutzen, um Studierendenschaften
ungerechtfertigte Preise für ein sogenanntes Semesterticket abzuverlangen. Die
Studierendenvertretungen sind dabei leider viel zu oft die Leidtragenden, da sie
letzten Endes das Wohl und die Teilhabe der Studierenden ermöglichen müssen.
Die Studierenden sind die am besten organisierte Interessengruppe, was Mobilität
angeht. Mit den in den 90iger Jahren umgesetzten ersten Semestertickets wurden
Standards gesetzt, die nicht nur international einzigartig sind, sondern auch
noch einen riesigen Zugewinn für die Studierendenschaften darstellen. Sie sind
einer unserer größten kollektiven Erfolge. Wir sollten diesen Erfolg nutzen, um
auch über die Studierenden hinaus zu diskutieren, welche Chancen sich in
kollektiven Verhandlungen mit Politik und Verkehrsbetreiber*innen für ein
besseres Mobilitätsangebot ergeben könnten. Angesichts unserer guten
Vernetzungen sollte unser Fokus dabei auf anderen Bildungsgruppen wie
Auszubildenden und Schüler*innen liegen.
Vor dem Hintergrund der gegenwärtig stattfindenden Debatte um eine progressive
und nachhaltige Entwicklung bundesdeutscher Verkehrsstrukturen wurde zuletzt
eine finanzielle Unterstützung für die Deutsche Bahn bei einer zeitgleichen
Steuerentlastung beschlossen. Wegen der Neugestaltung der Finanzbedingungen des
Schienenverkehrs aber auch wegen der breiten gesellschaftlichen Debatte über
nachhaltigen Verkehr ist jetzt der richtige Zeitpunkt neu über Verkehrsförderung
nachzudenken und damit Debatten eine neue Richtung zu geben.
Während auf verschiedenen Ebenen an diversen Pilotprojekten wie dem 365€-Ticket,
kostenlosem ÖPNV in Stadtzentren oder Azubi-Tickets getestet wird, wie sich der
ÖPNV weiterentwickeln könnte, ist eine Verkehrswende auf der Schiene noch nicht
in der Breite angekommen. Verhindert wird sie unter anderem durch Fragen über
die konkrete Ausgestaltung umfassenderer Tickets (bspw. Sockelmodell vs.
Solidarmodell), die Einbeziehung des Fernverkehrs, die anhaltende Privatisierung
des öffentlichen Verkehrs oder die Blockade sogenannter „Lokalfürsten“, welche
in verschiedenen Verkehrsverbünden einen sozialverträglichen Fortschritt aktiv
behindern.
Alle diese Fragen und noch viele mehr gilt es zu beantworten und damit auch
Verantwortung für eine nachhaltige und gerechte Debatte im Sinne aller
Bildungsbereiche zu übernehmen! Deswegen würden wir gerne mit einem Kongress zum
Thema Bildungsticket einen Beitrag zur aktuellen Mobilitätsdebatte leisten.
Die Mitgliederversammlung des fzs beschließt kommunikative und strukturelle
Ressourcen für eine entsprechende Kampagne unterstützend zur Verfügung zu
stellen und einen in Leipzig stattfindenden Kongress über ein bundesweites
Bildungsticket ideell zu unterstützen.