Gegen den postkolonialen Antisemitismus der documenta fifteen

  1. Der fzs verurteilt die Zurschaustellung antisemitischer Kunstwerke auf der documenta fifteen, wie etwa “Gaza Guernica” und “People’s Justice”.
  2. Besonders verurteilen wir die postkoloniale Ausnutzung von Künstler*innen aus dem Globalen Süden, hinter deren vermeintlicher Authentizität die Kurator*innen ihre eigene Haltung verdecken und sich damit vor Kritik immunisieren.
  3. Der fzs lehnt eine Relativierung von Antisemitismus ab, laut der antisemitische Kunstwerke nur im deutschen Kontext problematisch seien. Es ist ein Skandal, dass antisemitische Darstellungen wie die von Taring Padi seit Jahrzehnten auf
    internationalen Ausstellungen gezeigt wurden, ohne auf Kritik zu stoßen. Die internationale Kulturszene hat ein eindeutiges Antisemitismusproblem.

Der fzs fordert daher:

  1. Anstatt in Deutschland einen vermeintlichen Provinzialismus anzuprangern, wie es führende, staatlich geförderte Kulturinstitutionen in der Initiative GG 5.3 “Weltoffenheit” getan haben, sollte die deutsche Kulturszene die
    wissenschaftlichen und politischen Fortschritte in der Antisemitismusdebatte akzeptieren und verinnerlichen. Dazu gehört besonders die Anerkennung des israelbezogenen Antisemitismus.
  2. Die deutschen Kunsthochschulen haben nicht zuletzt eine historische Verantwortung, sich mit Antisemitismus auseinanderzusetzen. Dabei sollten sie sich am aktuellen Stand der Antisemitismusforschung orientieren, wozu die IHRA
    Definition zu zählen ist, und sollten pseudowissenschaftliche Relativierung des Antisemitismus dringend vermeiden.
  3. Diese Auseinandersetzung sollte sowohl in der Forschung wie auch in der Lehre stattfinden. Auch die Kultur- und Literaturwissenschaften an regulären Hochschulen sollten hier Lehrangebote anbieten und Forschungsprojekte
    durchführen.
  4. Insbesondere die Forschung und Lehre im Bereich der postcolonial studies sollten sich kritisch mit antisemitischen Inhalten ihres Fachs, wie etwa die politisch motivierte Bekämpfung der Singularität der Shoa und die zumeist an ihr anknüpfende
    verbreitete Dämonisierung und Deligitimierung Isreals auseinandersetzen.